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Die Lodzer Oper

Auf das Entstehen einer echten ersten Lodzer Oper mussten die Stadt und die Region bis zum Jahre 1954 warten. Diese Institution, die am 1. Juli durch Beschluss des Nationalratspräsidiums offiziell gegründet wurde, ist vor allem die Frucht der Leidenschaft und des Engagements von Prof. Władysław Raczkowski – Pianist, Organist, Kapellmeister und Dirigent, der die Proben des Ensembles zu Beginn in seiner eigenen Wohnung veranstaltete. Generaldirektorin der Oper wurde Sabina Nowicka, die stellvertretende Direktorin des Teatr Wojska Polskiego zu Zeiten Leon Schillers; die musikalische Leitung der Wirkungsstätte übernahm Mieczysław Drobner – Musikwissenschaftler, Komponist, und Pädagoge, Dozent an der Staatlichen Musikhochschule in Lodz. Die Lodzer Oper hatte keinen festen Sitz, aber die Leidenschaft und das Engagement der Direktion und der Künstler ermöglichten auf den Bühnen der dramatischen Theater von Lodz die Veranstaltung wunderbarer Aufführungen.

Die Eröffnung fand am 18. Oktober 1954 mit der Prämiere von Stanisław Moniuszkis Das Gespensterschloss statt, unter dem Taktstock von eben Prof. Raczkowski. Jerzy Merunowicz – eines der Mitglieder der ursprünglichen Gruppe des Teatr Nowy, einer Bühne, welche später die Aufführungen der Oper abwechselnd mit dem Jaracz-Theater zu Gast hatte – führte während der Vorstellung Regie. In dem neu gegründeten Ensemble fanden sich junge Sänger, die im Laufe der folgenden Spielzeiten zu dem hervorragenden Ruf der Lodzer Oper beitragen sollten.

Der bekannte und angesehene Musikkritiker Józef Kański erinnert sich auf diese Weise an die Anfänge der Oper:  Diese Aufführungen aus der ersten Periode der Tätigkeit der Lodzer Oper hatten in der Tat keine Schwachstellen! Dies resultierte aus der einfachen Tatsache, dass sie sowohl im musikalischen Bereich als auch im Bühnenbereich unter der Leitung von authentischen, herausragenden Profis in Sachen Oper entstanden. Deshalb haben sich die Bühnenbilder und Aktionen der Helden fast immer auf natürliche Weise aus der Musik und dem Text des Librettos ergeben, was man von der heutigen Praxis großer, ja sogar seriöser Opernhäuser, selten sagen kann. Und dazu noch die jugendliche Energie, das unbestreitbare Talent und das Engagement des Ensembles! …

Auf der Bühne der Lodzer Oper schufen die späteren Stars des polnischen Gesangs ihre großen – oft ersten – Kreationen, Künstler vom Range einer Delfina Ambroziak, Wera Kuźmińska, Zofia Rudnicka, Halina Romanowska, eines Stanisław Heimbergers, Tadeusz Kopackis, Antoni Majaks, Andrzej Saciuks, Romuald Spychalskis, unter der Regie von unter anderem Kazimierz Dejmek, Jerzy Merunowicz, Emil Chaberski, Ewa Bonacka, Antoni Majak.

Ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Lodzer Oper ist das außergewöhnliche choreografische Werk des „Vaters“ des Lodzer Balletts – Feliks Parnells.  Die berühmten Vorstellungen der Parada Parnella begeisterten – aufgrund seiner Handschrift und seinem Anteil – nicht nur die Kritiker und das Publikum, sondern sie stellten auch einen Meilenstein in der polnischen Choreografie dar, als eine moderne Ballettvorstellung und als Wahrnehmung der choreografischen Sprache als autonomes künstlerisches Ausdrucksmittel und gleichwertiges Werkzeug der Bühnenerzählung.  Es waren gerade die Werke von Feliks Parnell, in denen so große Persönlichkeiten des polnischen Balletts aufblitzten wie Maria Łapińska, Janina Niesobska, Krystyna Zalewska, Eugeniusz Kowalczyk, Włodzimierz Traczewski, Stefan Piątkowski, Bogdan Jankowski.

In den 11 Jahren ihrer Tätigkeit hat die Lodzer Oper 26 Premieren und 10 Ballettpremieren veranstaltet. Die letzte war die Premiere der Oper FRA DIAVOLO von Daniel Auber am 28. August 1965.

Das nächste Kapitel der Oper in Lodz ist – seit dem 19. Januar 1967 – das Teatr Wielki in Lodz, d. h. die Künstler der Lodzer Oper, dies aber bereits in einem neuen Gebäude am plac Dąbrowskiego auf einer eigenen, modernen Bühne, der zweitgrößten in Polen.