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Wissen Sie, dass… Carmen in einem Stummfilm…

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Carmen von Georges Bizet, die zuerst vom Publikum ziemlich kühl (kaum zu glauben!) aufgenommen wurde, erregte in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts Interesse der sich entwickelnden Kinematographie.  Einer der ersten, den die Tragödie der schönen Zigeunerin fasziniert hat, war Cecil DeMille. Und weil damals in Hollywood der Vamp-Frauentyp sehr beliebt war, erschien sie also schon 1915 auf den Kinoleinwänden. Für den Stummfilm (!) engagierte er einen der größten Stars der Metropolitan Opera – Geraldine Farrar; zwangsläufig konnte sie das Publikum nicht mit ihrer Stimme begeistern, aber ihre Teilnahme ermutigte das Opernpublikum zweifellos, ihre Lieblingsdiva in einer etwas anderen Rolle zu sehen.

Charlie Chaplin, der 1910 nach Hollywood kam, reagierte sehr schnell auf diese Verfilmung. Er machte für das Unternehmen Favorite Films eine ausgezeichnete Parodie des Werks von DeMille, in der natürlich er selbst zusammen mit seiner damaligen Frau Edna Purviance spielte. Chaplins Werk eroberte die Welt und machte Bizets Werk bei dem sog. Massenpublikum noch populärer, somit lag die nächste Verfilmung der Oper bereits in der Luft.
1918 drehte der Regisseur Ernest Lubitsch in Deutschland für die UFA (Universum Film AG) einen neuen Film über die feurige Carmen, den ersten aus der Serie großartiger Filme, die die Filmproduktion weltberühmt machten: Die Stars dieser Verfilmung waren Pola Negri und Harry Liedtke. Das Werk galt als der beste Film des Jahres 1918.
Die Oper erschien jedoch nicht besonders oft auf der Kinoleinwand, aber wenn schon, dann war es immer ein künstlerisches Ereignis, über das gesprochen, das oft bewundert und immer mit Anerkennung aufgenommen wurde. Eine der bekanntesten Opernverfilmungen war Verdis La Traviata, die 1982 vom Meister des Kinos und der Oper – Franco Zeffirelli – inszeniert wurde. Es war keine gewöhnliche gefilmte Opernaufführung, sondern ein eigenständiges Kunstwerk, bei dem die Pracht der Bilder den Filmen eines anderen großen Italieners – Luchino Visconti – ähnelte. In den Rollen der „Filmmacher” bewährten sich hier großartig: Teresa Stratas (Violetta), Placido Domingo (Alfred) und Cornell MacNeil (Germont).
Man möchte sagen – mehr davon!