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Der herausragende deutsche Komponist Richard Wagner hat nie versucht, seine große Liebe zu Pracht und Luxus zu verbergen. Als er 1863 eine neue Wohnung in Penzing (einer Vorstadt von Wien) erhielt, begann er sofort, ihr Interieur zu entwerfen und sie trotz seiner eher bescheidenen finanziellen Situation ohne Einsparungen einzurichten. Dabei ging er so sehr ins Detail, dass er den Farbton des Bezugs jedes Sessels, Vorhangs und jeder Tapete in allen Einzelheiten bestimmte. Leichtsinnig gab er den Kauf von Seiden, Spitzen und Samten, Teppichen, Möbeln und… dazu passenden Kleidungsstücken in Auftrag: Schlafröcken, Nachthemden, einschließlich Unterwäsche!
Als das „Wohnprojekt“ abgeschlossen war, schrieb er an seine neue Freundin – Mathilde Maier, die Tochter eines Notars, dass sie nach Wien ziehen und als Hausherrin ders neuen Wohnung „geschmackvoll das ergänzen solle, was dieser fehlt“. Diese ziemlich originelle Liebeserklärung fand keine Anerkennung… Mathilde antwortete, dass sie erst dann bereit sei, mit ihm zu leben, wenn er sich offiziell von seiner jetzigen Frau scheiden lässt und sie heiratet! Wagner war – wie in jeder anderen Angelegenheit – nicht daran gewöhnt, dass ihm Bedingungen gestellt werden, auch nicht im Bereich persönlicher Beziehungen. So verzichtet er auf Fräulein Maier und tröstet sich schnell mit dem Zimmermädchen, dem er nachdrücklich und präzise empfiehlt, wie es sich anziehen soll, damit seine eigens entworfene Innendekoration und das Image nicht durch Unangemessenheit gestört wird.
Na, so eine totale Designleidenschaft! Vollständig und durchdacht – wie die Musik des großen Richard Wagner.