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Am 20. November 1805 wurde Fidelio von Ludwig van Beethoven im Theater an der Wien aufgeführt. Der Komponist selbst dirigierte, aber das Werk gewann nicht die Gunst der Zuschauer. Wien war gerade von den Truppen Napoleons I. besetzt und das Publikum bestand hauptsächlich aus französischen Offizieren, die kein Deutsch konnten. Sie waren gelangweilt von den unverständlichen, langen Dialogen zwischen Musik und Gesang. Es gab auch Probleme mit Beethovens fortschreitender Taubheit, was ihn nicht davon abhielt, die Uraufführung zu dirigieren. Das Publikum wirkte schläfrig und begeisterungslos, bereits während der zweiten Aufführung war das Theater fast leer. Nach einigen Abenden musste die Oper vom Spielplan abgesetzt werden.
Mit der erfolglosen Uraufführung begann Beethoven seine langjährige Arbeit an der endgültigen Form von Fidelio, das zu einem der wenigen Meisterstücke der Oper geworden ist, welches Publikum und Kritiker auf der ganzen Welt bewundern.
Die Premiere von Fidelio in Lodz erlebte ein ganz anderes Schicksal als die Uraufführung. Die Oper über den Wunsch nach Freiheit, Toleranz und Respekt für andere ist in unserem Theater nicht nur aus künstlerischen Gründen zu einem historischen Ereignis geworden… Es war Juni 1982, wir alle wissen wie die Situation im Land aussah, und während der Ouvertüre geht der eiserne Vorhang mit einem charakteristischen Surren symbolisch auf!… Und später – nur noch immer stärkere Eindrücke, größere Emotionen und unwiderlegbare Assoziationen zur damaligen Alltagsrealität! Wolfgang Weit, der deutsche Regisseur, passte seine Inszenierung perfekt in damalige Zeit und Ort ein, und Tadeusz Kozłowski betonte dies alles mit Beethovens Musik.
Die Darsteller – Teresa May-Czyżowska (Leonora)Janusz Zipser (Florestan)Zdzisław Krzywicki (Rocco) und alle anderen waren sich von Anfang an bewusst, dass sie an etwas Außergewöhnlichem, Einzigartigem und daher Historischem teilnahmen.
Die stehenden Ovationen hatten kein Ende und nur die Leitung des Theaters fragte sich… welche Konsequenzen das mit sich bringen würde?
Ludwig van Beethoven, Öl auf Leinwand 1820, Autor Joseph Karl Stieler