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Niccolò Paganini – italienischer Geiger, Bratschist, Gitarrist, Virtuose und Komponist (geb. am 27. Oktober 1782 in Genua; gest. am 27. Mai 1840 in Nizza)
Schon im Kindesalter wurde Niccolo Paganini von seinem Vater, der ihn täglich zu mehrständigen anstrengenden Übungen zwang, auf eine musikalische Karriere vorbereitet. Zuerst spielte der Junge Mandoline und ab dem siebten Lebensjahr Geige, ein Instrument, das er besonders mochte. Später sagte er selbst: Die Geige ist meine Geliebte, aber die Gitarre ist mein Meister. Gitarre spielte er jedoch nur alleine und die Geige wurde zu seinem Markenzeichen.
Niccolo, der von seinem Vater zum Geigenspiel gezwungen wurde, erreichte schnell ein Meisterniveau. Im Alter von 13 Jahren gab er sein erstes Konzert in Norditalien. Als Erwachsener erkannte Paganini, dass er mit seinem neuen spektakulären Spielstil ein Vermögen machen konnte. Er komponierte also Musikstücke, um sich durch technisches Können und Kunstfertigkeit auszuzeichnen. Paganinis unbestrittenes musikalisches Talent ermöglichte ihm die Entwicklung einer erstaunlichen Spieltechnik, die Fingeroktaven, Triller mit Vielklängen, Flageoletttöne, Dreifach- und Vierfachgriffe, raffiniertes Spiel mit dem Bogen und andere Mittel der Spieltechnik umfasste.
Im Alter von 23 Jahren komponierte er die berühmten 24 Capricen für Violine solo. Als großartiger Showman stimmte er seine Geige um, um überraschende Effekte zu erzielen und verwendete Pizzicato sowie Staccato wie kein anderer zuvor.
1805 wurde er Geiger und Dirigent am Hof der Fürstin di Lucca, Napoleons Schwester. Ruhm und Vermögen brachte ihm jedoch die Karriere als Wander-Virtuose. Seinem Ruhm als Geiger kam auch der Ruf eines Glücksspielers und Frauenhelden gleich. Im Laufe der Zeit, als es ihm gelang, sich von der Obhut seines despotischen Vaters zu befreien, begann er, im Land Konzerte zu geben und rief als virtuoser Geiger eine große Sensation hervor. Er reiste mit einer Kutsche durch ganz Europa und erreichte die entlegensten Orte, an denen er oft drei Konzerte pro Woche gab. In den Jahren 1828-1831 besuchte er während einer Reise nach Osteuropa (heute Deutschland, Polen und Tschechien) bis zu 40 Städte. Im Juni 1829 kam er auf polnisches Gebiet und trat dann in Posen und Warschau auf. Während dieser Reise kam es zu einem sehr interessanten „Geigerduell” zwischen ihm und dem polnischen Geigenvirtuosen Karol Lipiński. Das Duell fand während der Krönungszeremonie von Zar Nikolaus I. statt, bei der beide Virtuosen Konzerte gaben.
Diese ununterbrochenen Reisen und Überarbeitung sowie zahlreiche Exzesse ruinierten zweifellos seine Gesundheit und trugen zu seinem vorzeitigen Tod bei. Kehlkopfkrebs zerstörte seinen Organismus und nach 1834 trat er kaum mehr auf. Er kehrte nach Parma zurück, wo er ein Haus kaufte und die Umstrukturierung des Hofes der Erzherzogin unternahm, aber seine Pläne scheiterten wegen Protesten von Musikern und Höflingen.
In seinen letzten Lebensjahren war Paganini unglücklich, einsam und sehr krank, weil er zusätzlich an Lungentuberkulose erkrankte. Auf der Suche nach Gesundheit und Wärme zog er nach Nizza, wo er 1840 starb. Er hinterließ seinen Schwestern, dem einzigen Sohn Achilles und einer alten Freundin Antonia Bianchi ein großes Vermögen und 22 wertvolle Instrumente, darunter 11 Stradivardi-, zwei Amati- und vier Guarneri-Geigen.
Paganini war und ist ununterbrochen eine Inspiration und Motivation für viele Komponisten und Musiker, darunter Johannes Brahms, Fryderyk Chopin, Franz Liszt und Robert Schumann sowie in unserer Zeit Witold Lutosławski, John Dankworth und Andrew Lloyd Webber. Es entstanden Millionen von Werken, die er irgendwie inspiriert hat.
Paganinis Spieltechnik ist bis heute ein Rätsel. Viele Hypothesen wurden aufgestellt, um es zu lösen. Ärzte stellten fest, dass er ein konkaves Schlüsselbein, mit dem er die Geige besser halten konnte, sowie extrem lange Finger hatte (man vermutete, dass er am Marfan-Syndrom litt, dessen Symptom unnatürlich lange Finger sind). Es wurde über eine andere Handstruktur, eine andere Führung des Bogens und sogar über einen Pakt mit dem Teufel gesprochen. Bei Konzerten spielte Paganini nur von ihm selbst komponierte Stücke.
Basierend auf der Biographie von Nicolo Paganini entstand der Spielfilm Paganini: Der Teufelsgeiger, wo das zeitgenössische Geigengenie und Wunderkind David Garrett – ein teuflischer Geiger, bekannt als „Paganini unter den Popstars” oder „Jimi Hendrix der Geiger“ – die Titelrolle spielt. Die Biographie von David Garrett ist der von Paganini sehr ähnlich. Wie Paganini begann auch David Garrett im Alter von 4 Jahren unter der Obhut seines despotischen Vaters zu spielen und im Alter von 7 Jahren gab er bereits regelmäßig Konzerte. Im Alter von 13 Jahren unterschrieb er einen Vertrag mit dem Plattenlabel Deutsche Grammophon und nahm als 14-Jähriger alle 24 Capricen von Paganini auf. David Garrett fühlt sich sowohl in den kompliziertesten Kompositionen klassischer Musik, die er oft mit den besten Orchestern und Dirigenten der Welt spielt, als auch in den von den Fans geliebten Rock-Hits sehr wohl. Der Musiker kombiniert die Virtuosität des Spielens, die nur die besten Instrumentalisten vorweisen können, mit dem Charisma eines Rockstars. Auf seinen Konzerten versammeln sich Tausende Fans nicht nur klassischer Musik. Für seine Konzerte der Crossover-Musik hat er bereits Millionen von Tickets weltweit verkauft. Er besitzt insgesamt 23 Goldene und 16 Platin-Schallplatten. Der Musiker hat einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde für die schnellste und genaueste Aufführung des Hummelfluges von Rimski-Korsakow – sie dauerte 66 Sekunden.
„Capriccio No. 24″ Niccolò Paganini, gespielt von David Garrett mit dem Orchester Filarmonica de La Scala Milano unter der Leitung von Riccardo Chailly
„Capriccio No. 01, 05, 24″ Niccolo Paganini, gespielt von Itzhak Perlman, 1972
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Porträt des jungen Niccolò Paganini, Autor: unbekannt, Frankreich
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