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WISSEN SIE, DASS… TRAVIATA in Ungnade!

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Es ist kaum zu glauben, aber leider ist es wahr; die heute wohl beliebteste Oper, nicht nur unter den Werken von Giuseppe Verdi, war bei ihrer Uraufführung im Teatro La Fenice in Venedig am 6. März 1853… ein kompletter Flop! Das Publikum brachte seine große Unzufriedenheit mit lauten Rufen bei offenem Vorhang und grobem Spott über die Darstellerin der Titelrolle, Fanny Salvini-Donatelli, zum Ausdruck. Das Scheitern des damals „modernen“ Liebesdramas hatte eine gewisse Rechtfertigung: die Zuschauer waren nämlich unangenehm überrascht, dass sie anstelle einer brillanten, reizenden Tragödie mit einer historischen Szenerie ein intimes, modernes Sittenbild erhielten, das für die damalige Zeit ziemlich pikant war. Zweitens war Salvini-Donatelli zwar eine großartige Sängerin, aber ihr – gelinde gesagt – perfektes Aussehen machte sie als Kurtisane, die an Schwindsucht leidet und dem Tod nahe ist, unglaubwürdig. In dieser Situation erwies sich die Musik als relativ unwichtig!

Verdi überlegte diese Angelegenheit und nachdem er die Handlung der Oper in das 18. Jahrhundert verlegt hatte, um dem vorherrschenden Geschmack des Publikums gerecht zu werden, war die Aufführung (ein Jahr später) in attraktiven historischen Kostümen im Teatro San Benedetto in Venedig ein unbestrittener Erfolg.

Und wie ist es heute?… Zwar gibt es keine entsprechenden Statistiken, aber man kann mit Sicherheit sagen, dass genau diese Oper der größte Hit der Opernhäuser der Welt ist. Und ihre Bühnenform ist hier nicht so bedeutend (schließlich wetteifern die Regisseure – mit mehr oder weniger gelungenem Endergebnis – in Ideen, wo und wie sie ihre Handlung platzieren sollen). Das Publikum – und das zu Recht – liebt die Traviata wegen der Rührung, die sie mit sich bringt und der Musik des Meisters.

Und es ist natürlich von Vorteil, wenn die Titelheldin – abgesehen vom perfekten Gesang – auch die restlichen Bedingungen erfüllt…