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Alexander Borodin hat die Aufführung seines Fürsten Igor leider nicht mehr erlebt. Die Premiere der, neben Eugen Onegin von Tschaikowski, beliebtesten russischen Oper fand am 4. November 1890 im Mariinski-Theater in Sankt Petersburg, nur drei Jahre nach dem Tod des Komponisten, statt.
Borodin, der keine musikalische Ausbildung hatte (er war Arzt), arbeitete 25 Jahre lang (!) an seiner einzigen Oper. Er hat es sowieso nicht geschafft, sie zu vollenden. Die Grundlage für das Libretto, das er selbst geschrieben hat, war die altrussische Chronik Igorlied aus dem 9. Jahrhundert. Die Musik verwendet Motive aus alten Volks- und Kirchenkompositionen; sie ist extrem melodiös und hat eine klare, einfache Struktur. Besonders in den berühmten Polowetzer Tänzen verwendete Borodin zahlreiche Orientalismen, dank derer er einen Kontrast zwischen der russischen und der asiatischen Umgebung schaffen konnte, in der die Handlung der Oper stattfindet. Andererseits bezieht sich Borodins Kompositionstechnik auf zeitgenössische europäische Errungenschaften.
Das Stück blieb jedoch unvollendet. Nach dem Tod des Komponisten rekonstruierte Alexander Glasunow anhand seines eigenen musikalischen Gedächtnisses die Ouvertüre – Borodin spielte nämlich in Anwesenheit seiner Freunde wiederholt Fragmente der Oper auf dem Klavier. Der fehlende dritte Akt wurde auf die gleiche Weise ergänzt und Nikolai Rimski-Korsakow übernahm seine Instrumentierung. Also, wenn die Freunde nicht gewesen wären…
Bis heute gibt es Legenden über die Inszenierung des Fürsten Igor in unserem Theater im Jahr 1967 mit der herausragenden Titelrolle des unvergesslichen Władysław Malczewski, einer Inszenierung, die in die Geschichte des polnischen Operntheaters eingegangen ist.
Auf dem Foto: Alexander Borodin